Raucherentwöhnung

1.0 Was versteht man unter Raucherentwöhnung?

Raucherentwöhnung bzw. Rauchstopp (englisch: smoking cessation) bedeutet schlicht und einfach, dass ein bisheriger Raucher mit dem Rauchen aufhört und zum Nichtraucher wird. Dieser Prozess beginnt mit der persönlichen Entscheidung, in Zukunft nicht mehr zu rauchen. Da das Rauchen eine Sucht ist, ist Aufhören natürlich nicht einfach. Daher kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung zu holen.

1.1 Warum lohnt es sich, mit dem Rauchen aufzuhören?

  • Gesundheitliche Vorteile für Sie persönlich (siehe Punkt 1.2).
  • Sie sparen Geld! Bei einer Schachtel Zigaretten pro Tag sind das mehr als 200€ jeden Monat.
  • Auch die Menschen in Ihrer Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen) müssen nicht mehr passiv bei Ihnen mitrauchen und haben dadurch langfristig eine bessere Gesundheit.
  • Die Kleidung stinkt nicht mehr so nach Rauch und muss daher weniger oft in die Wäsche.

1.2 Was passiert im Körper bei der Raucherentwöhnung?

  • 20 Minuten nach dem Rauchstopp: Blutdruck und Puls sinken auf normale Werte.
  • Nach 12 Stunden: Es ist weniger giftiges Kohlenmonoxid in ihrem Blut und der Sauerstoffgehalt in ihrem Blut steigt auf normale Werte an. Dadurch wird ihr Körper besser mit Sauerstoff versorgt, die körperliche Leistungsfähigkeit wird besser.
  • Nach 2 Wochen bis 3 Monaten: Der Kreislauf stabilisiert sich. Die Lungenfunktion bessert sich.
  • Nach 1 bis 9 Monaten: Die Lunge wird allmählich gereinigt, indem Schleim abgebaut wird. Hustenanfälle, Kurzatmigkeit und Verstopfung der Nasennebenhöhlen werden weniger. Das Risiko für Infektionen sinkt.
  • Nach einem Jahr: Im Vergleich zu Leuten, die weiter rauchen, ist ihr Risiko für eine koronare Herzkrankheit schon um die Hälfte gesunken.
  • Nach 5 Jahren: Das Krebsrisiko (Mundhöhlen-, Speiseröhren-, Rachen- und Harnblasenkrebs) ist um die Hälfte gesunken. Bei Frauen ist das Risiko für Gebärmutterhalskrebs nicht mehr höher als bei Frauen, die nie geraucht haben. Auch das Risiko für einen Schlaganfall kann schon nach 2 bis 5 Jahren auf das eines Nichtrauchers / einer Nichtraucherin sinken.
  • Nach 10 Jahren: Das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, ist um die Hälfte gesunken. Auch das Risiko für Kehlkopf- und Bauchspeicheldrüsenkrebs geht zurück.
  • Nach 15 Jahren: Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit ist nicht mehr höher als bei Menschen, die nie geraucht haben.

1.3 Wie lange dauert die Entwöhnung?

Viele Raucher und Raucherinnen haben Angst vor Entzugssymptomen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören. Tatsächlich gibt es solche Entzugssymptome. Entzugssymptome beim Rauchstopp können zum Beispiel Gereiztheit, Unruhe, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen und Schweißausbrüche sein.
Schon einige Stunden nach der letzten Zigarette können die Entzugssymptome beginnen. Am schlimmsten ist es bei den meisten nach ein bis zwei Tagen. Nach 7 bis 10 Tagen werden die meisten Symptome schon deutlich schwächer. Insgesamt hält der körperliche Entzug etwa vier bis sechs Wochen an. Art und Ausmaß der Entzugssymptome sind individuell verschieden.
Meist ist die Angst vor dem Entzug schlimmer, als der Entzug selbst!
Also lassen Sie sich davon nicht abschrecken.

2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?

  • Kinder und Jugendliche, die rauchen, sollten dringend schnellstmöglich damit aufhören. Hier ist ein Arztbesuch (vorzugsweise beim behandelnden Kinderarzt /-ärztin) ratsam.
  • Raucherinnen, die schwanger sind, sollten im Interesse des Kindes unbedingt mit dem Rauchen aufhören. Eine medikamentöse Unterstützung beim Rauchstopp kommt in der Schwangerschaft nicht in Frage (auch keine Nikotinersatzprodukte). Holen Sie sich ärztliche Hilfe. Erster Ansprechpartner ist die behandelnde Frauenärztin oder der Frauenarzt.
  • Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen, aber wegen Erkrankungen Dauermedikamente einnehmen müssen. Durch den Rauchstopp kann sich die Wirkung von Medikamenten ändern. Daher ist in der ersten Phase als Nichtraucher /-in eine Überwachung der medikamentösen Behandlung ratsam. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt / Ihrer Hausärztin.
  • Wenn Sie schon mehrmals erfolglos versucht haben, mit dem Rauchen aufzuhören.

3. Welche Methoden gibt es, die Raucherentwöhnung zu unterstützen?

  • Kurzberatung zum Beispiel durch ihren Arzt oder Ihre Ärztin
  • Telefonberatung (wird zum Beispiel von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA, angeboten, Tel. 0800 831 31 31)
  • Online-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA www.rauchfrei-info.de
  • Verhaltenstherapeutische Entwöhnungsprogramme, dabei lernt man Ersatzhandlungen für die Situationen, in denen man bisher zur Zigarette greift. Diese Programme können als Einzel- oder Gruppenbehandlung angeboten werden.
  • Nikotinersatztherapie, am besten kombiniert mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen.
  • Verschreibungspflichtige Medikamente unter ärztlicher Kontrolle nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung.

4. Gibt es Medikamente, die einen bei der Raucherentwöhnung unterstützen können?

Nikotinersatzpräparate enthalten Nikotin und können eingesetzt werden, um Entzugssymptome beim Rauchstopp zu bekämpfen. Dadurch werden Sie bei der Raucherentwöhnung unterstützt. Nikotin ist der Bestandteil des Tabaks, der die Abhängigkeit verursacht. Wenn Sie umsteigen von Tabakrauchen auf Nikotinpräparate bleibt die Nikotinabhängigkeit zunächst bestehen. Aber Sie können die Gewohnheit des Rauchens ablegen. Die vielen anderen giftigen Bestandteile des Zigarettenrauchs (mehr als 4800 Substanzen, darunter Benzol, Nitrosamine, Cadmium, Arsen, Blausäure, Kohlenmonoxid) bleiben ihrem Körper erspart. Nach einer gewissen Behandlungsdauer wird die Nikotinzufuhr reduziert und schließlich ganz beendet. Ziel der Behandlung ist Rauchfreiheit und Nikotinfreiheit! Kinder und Nichtraucher /-innen dürfen diese nikotinhaltigen Produkte nicht anwenden. Patienten /-innen mit frischem Herzinfarkt oder Schlaganfall, Angina pectoris, unkontrolliertem Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion oder schweren Herzrhythmusstörungen dürfen ebenfalls kein Nikotin verwenden. Bei Diabetikern /-innen muss der Blutzuckerspiegel häufiger kontrolliert werden.

Nikotin-Kaugummis

Nikotin-Kaugummis sind in verschiedenen Wirkstoff-Stärken (2mg Nikotin oder 4 mg Nikotin pro Kaugummi) und in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Wer mehr als 20 Zigaretten am Tag geraucht hat, nimmt die 4 mg Stärke. Wer weniger als 20 Zigaretten am Tag geraucht hat, nimmt die mit 2 mg. Das in der Kaumasse enthaltene Nikotin wird beim Kauen freigesetzt und über die Mundschleimhaut aufgenommen. Sie merken an einem scharf-pfefferigen Geschmack, dass genug Nikotin freigesetzt wurde. Dann machen Sie eine Pause beim Kauen indem Sie das Kaugummi im Mund halten ohne darauf herum zu kauen. Kauen Sie erst dann weiter, wenn der Nikotingeschmack nachgelassen hat. Nach einer halben Stunde werfen Sie das Kaugummi weg. Machen Sie dann mindestens eine halbe Stunde Pause bevor Sie das nächste Nikotin-Kaugummi kauen. Halten Sie bitte Nikotin-Kaugummis wegen der Verwechslungsgefahr mit normalen Kaugummis besonders sorgfältig von Kindern fern und erklären Sie ihren Kindern, dass diese Kaugummis eine Medizin sind!

Nikotin-Lutschtabletten

Nikotin-Lutschtabletten geben ebenfalls das Nikotin über die Mundschleimhaut ab. Genau wie die Kaugummis werden die Lutschtabletten jeweils bei Rauchverlangen eingesetzt. Die Anwendung ist besonders unauffällig und diskret.

Nikotin-Pflaster

Nikotin-Pflaster werden auf die Haut geklebt und geben kontinuierlich über die Haut Nikotin an den Körper ab. Es ergibt sich also eine konstante Nikotinversorgung. Das wirkstoffhaltige Pflaster muss auf eine gesunde Hautstelle aufgeklebt werden. Bei Patienten mit ausgeprägten Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis sind Pflaster daher nicht gut geeignet.

Es gibt Pflaster, die 16 Stunden wirken. Diese Pflaster klebt man nach dem Aufstehen auf und entfernt sie vor dem Schlafengehen. Während des Schlafs trägt man kein Pflaster (Argument: während man schläft raucht man nicht, also braucht man auch kein Nikotin).

Andere Pflaster sind für eine Anwendungsdauer von 24 Stunden ausgelegt. Man klebt dieses Pflaster auf, lässt es 24 Stunden kleben, beim Entfernen des Pflasters wird sofort an einer anderen Hautstelle ein neues Pflaster aufgeklebt. (Argument: Raucher, die morgens beim Aufwachen ein sehr starkes Nikotin-Verlangen haben, werden auch über Nacht mit Nikotin versorgt und können so leichter auf ihre „Morgen-Zigarette“ verzichten.)

Nikotin-Spray

Nikotin-Spray wird in den geöffneten Mund gesprüht. Das im Sprühnebel enthaltene Nikotin wird über die Mundschleimhaut aufgenommen. Die Wirkung tritt schnell ein (laut Herstellerangaben wird akutes Rauchverlangen durch das Spray in 60 Sekunden gestillt).

Nikotin-Inhaler

Nikotin-Inhaler setzen beim Einsaugen von Luft durch den Inhaler Nikotin frei, das dann über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Die Atemtechnik und die Handbewegung ist dabei ähnlich wie beim Zigarettenrauchen. Für manche Raucher lindert das den psychischen Druck beim Rauchverlangen besser als andere Nikotinpräparate. Andererseits hat man den Nachteil, dass alte Verhaltensmuster beibehalten werden.

5.0 Warum kommt es zu einer Gewichtszunahme, wenn man mit dem Rauchen aufhört?

Nikotin hat eine anregende Wirkung auf den Stoffwechsel. Daher kann beim Rauchstopp leicht eine Gewichtszunahme eintreten. Langzeitstudien zeigen jedoch, dass das nur die ersten Jahre nach dem Rauchstopp betrifft. Langfristig normalisiert sich das Gewicht dann wieder. Ein paar Kilo Gewichtszunahme sind gesundheitlich weniger problematisch als die Schäden, die man sich durch Rauchen zufügt. Lassen Sie sich durch die Sorge um ihre Figur nicht vom Rauchstopp abhalten!

5.1 Und was kann man gegen die Gewichtszunahme beim Rauchstopp tun?

  • Machen Sie keine Reduktionsdiät! Es ist viel zu stressig, gleichzeitig mit dem Rauchen aufzuhören und dann auch noch eine Diät zu machen.
  • Machen Sie lieber mehr Sport und bauen Sie zusätzliche Bewegung in den Alltag ein. Zum Beispiel Treppensteigen statt Fahrstuhlfahren, Fahrrad statt Auto, Einkäufe zu Fuß erledigen oder einen Sonntagsspaziergang im Wald machen.
  • Machen Sie sich bewusst, dass das Hungergefühl sich eigentlich auf Zigaretten bezieht. Dann können Sie leichter auf zusätzliches Naschen zwischendurch verzichten.
  • Trinken Sie bei Hungergefühl erstmal ein Glas Wasser.
  • Naschen Sie gesunde, kalorienarme Lebensmittel wie Möhrenstifte, Paprika, Gurken oder Äpfel.
  • Nehmen Sie regelmäßige Mahlzeiten zu sich und genießen Sie ihr Essen bewusst. Schließlich können Sie als Nichtraucher /-in bald wieder besser schmecken und riechen.

6. Zusätzliche Maßnahmen

  • Entfernen Sie vor dem Rauchstopp alle Aschenbecher, Zigaretten und Feuerzeuge.
  • Meiden Sie nach Möglichkeit Orte, an denen viel geraucht wird.
  • Erlernen Sie Methoden zur Stressbewältigung und Entspannung. Das kann zum Beispiel Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sein.

Version 1, Stand 12/2021

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.

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