Reiseübelkeit
1. Was ist Reiseübelkeit?
Die Reiseübelkeit (englisch: travel-sickness, motion sickness) wird auch als Reisekrankheit bezeichnet. Das Fachwort ist Kinetose. Bei der Seekrankheit handelt es sich um dasselbe Phänomen. Bei Reisen mit dem Schiff, dem Flugzeug, der Bahn, im Auto oder im Bus wird den Betroffenen schwindelig und übel. Es kann zu Erbrechen, Schweißausbrüchen und einer Absenkung des Blutdrucks kommen. Die Kinetose wird verursacht dadurch, dass Sinneseindrücke der Augen nicht mit den Meldungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr übereinstimmen.
2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
In den meisten Fällen akuter Reisekrankheit ist leider kein Arzt und keine Ärztin verfügbar. Wenn die Reisekrankheit voll ausgebrochen ist (mit Kreislaufstörungen, Schwindel, starkem Erbrechen, Kopfschmerzen, Apathie, Angstgefühl), sollte der Patient / die Patientin sich flach hinlegen. Die Beine werden hochgelagert. Der Patient / die Patientin sollte die Augen schliessen und tief durchatmen. Mittel gegen Übelkeit helfen jetzt nur noch in Form von Zäpfchen oder als Injektion, die der Arzt / die Ärztin verabreichen kann.
3. Welche vorbeugenden Maßnahmen kann man ergreifen?
- Treten Sie eine Reise stets ausgeruht an. Übermüdung und Stress erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen übel wird.
- Der beste Platz, an dem man die Bewegungen am wenigsten spürt, ist im Bus vorne hinter der Vorderachse, bei Seereisen mittschiffs und im Flugzeug vorne zwischen den Tragflächen.
- Frische Luft tut gut. Bei Seereisen wenn möglich, an Deck gehen. In Bus, Bahn oder Auto nach Möglichkeit die Fenster öffnen.
- Lesen Sie nicht während der Fahrt, wenn Sie zu Reiseübelkeit neigen.
- Trinken Sie während der Reise besser keinen Alkohol.
- Versuchen Sie, mit den Augen einen festen Punkt am Horizont zu fixieren.
- Nehmen Sie auf die Fahrt für alle Fälle Plastiktüten und feuchte Tücher mit.
- Eine alternative Behandlungsmethode sind die Sea-Band Akupressurbänder. Man trägt dabei an beiden Handgelenken die Armbänder. Eine im Band eingearbeitete Noppe übt Druck auf einen Akupressurpunkt aus, wodurch Übelkeit verhindert werden soll. Die Bänder sind angenehm zu tragen und waschbar. Es gibt sie in Kinder- und Erwachsenengröße.
4. Welche Medikamente sind zur Behandlung bzw. Vorbeugung von Reiseübelkeit zugelassen?
Kinder (2 bis 6 Jahre alt)
Besonders jüngere Kinder werden leicht reisekrank. Wenn Ihr Kind zu Reiseübelkeit neigt, können Sie ihm eine halbe Stunde vor Reisebeginn ein Zäpfchen mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat geben. Von den 40mg-Zäpfchen können Kinder mit einem Körpergewicht von 8-15kg ein Zäpfchen am Tag bekommen, Kinder von 15-25kg zwei Zäpfchen am Tag. Das Medikament kann müde machen.
Achten Sie bei Autofahrten auf ausreichende Pausen. Geben Sie dem Kind vor der Fahrt eine leichte Mahlzeit, sowohl ein leerer Magen als auch ein zu voller Magen sind ungünstig.
Schulkinder (älter als 6 Jahre)
Kinder werden häufiger reisekrank als Erwachsene. Wenn Ihr Kind zu Reiseübelkeit neigt, können Sie ihm eine halbe Stunde vor Reisebeginn ein Zäpfchen mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat geben. Von den 70mg-Zäpfchen können Kinder mit einem Körpergewicht von 15-25kg ein Zäpfchen am Tag bekommen, Kinder von 25-40kg zwei Zäpfchen am Tag und Kinder, die über 40kg wiegen zwei bis drei Zäpfchen am Tag. Es gibt das Mittel auch in Form von Dragees zum Einnehmen. Kinder von 6-12 Jahren können alle 6 bis 8 Stunden eine halbe bis ein Dragee einnehmen, jedoch insgesamt nicht mehr als drei Dragees am Tag. Das Medikament kann müde machen.
Wenn Ihr Kind schon Kaugummis kauen kann, ohne sie herunterzuschlucken, können Sie Dimenhydrinat auch in Form von Reisekaugummis einsetzen. Diese werden erst bei beginnenden Beschwerden eingesetzt. Dann allerdings sofort, ohne weitere Verzögerung. Das bedeutet, Ihr Kind muss direkt Bescheid sagen, wenn die Übelkeit beginnt. Geben Sie dem Kind dann einen der Kaugummis, den es langsam und gleichmäßig kauen soll. An einem Tag können Kinder zwischen 6 und 12 Jahren 2 bis 4 von diesen Reisekaugummis erhalten.
Eine pflanzliche Alternative sind Kapseln mit Ingwer. Kinder ab 6 Jahren nehmen eine halbe Stunde vor Reisebeginn 2 Kapseln, bei längeren Reisen alle 4 Stunden weitere 2 Kapseln. Wenn ihr Kind keinen Ingwergeschmack mag, sollte es dieses Mittel allerdings lieber nicht nehmen.
Achten Sie bei Autofahrten auf ausreichende Pausen. Lassen Sie das Kind im Auto vorne sitzen, falls der Kindersitz dafür geeignet ist. Geben Sie dem Kind vor der Fahrt eine leichte Mahlzeit, sowohl ein leerer Magen als auch ein zu voller Magen sind ungünstig.
Erwachsene
Zur vorbeugenden Behandlung der Reisekrankheit sind Zäpfchen oder Tabletten mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat geeignet. Das Mittel muss bereits eine halbe Stunde vor Reisebeginn eingenommen werden. Die Wirkdauer liegt bei drei bis sechs Stunden. Deshalb muss bei längerdauernden Reisen eine wiederholte Einnahme erfolgen. Bitte beachten Sie, dass Dimenhydrinat müde macht und die Fahrtüchtigkeit einschränkt. Wer selber noch ans Steuer muss, sollte dieses Mittel daher nicht anwenden.
Wer erst beim Auftreten von Beschwerden ein Medikament einnehmen möchte, kann Dimenhydrinat als Kaugummi nehmen. Der Wirkstoff wird beim Kauen über die Mundschleimhaut aufgenommen, die Wirkung setzt schneller ein und man braucht eine geringere Dosierung. Wichtig ist jedoch, direkt bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein (Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Blässe, häufiges Gähnen) mit dem Kaugummikauen zu beginnen. Eine einmal ausgebrochene Reiseübelkeit ist nämlich nur noch schlecht behandelbar.
Eine pflanzliche Alternative sind Kapseln mit Ingwer. Erwachsene nehmen eine halbe Stunde vor Reisebeginn 2 Kapseln, bei längeren Reisen alle 4 Stunden weitere 2 Kapseln. Wer keinen Ingwergeschmack mag, sollte dieses Mittel allerdings lieber nicht nehmen.
Version 1, Stand 12/2021
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