übermäßiges Schwitzen

1.0 Warum schwitzen Menschen?

Schwitzen ist eine lebensnotwendige Funktion des menschlichen Körpers. Es schützt uns vor Überhitzung. Der Schweiß verdunstet und führt dadurch Wärme ab. Schwitzen kann nicht nur die Hautoberfläche abkühlen, sondern auch das Körperinnere. Schweiß unterstützt auch den Säureschutzmantel der Haut, da Schweiß einen leicht sauren pH-Wert hat. Frischer Schweiß ist geruchlos. Er fängt erst an zu riechen, wenn Bakterien den Schweiß zersetzen.

1.1 An welchen Körperstellen schwitzt man?

Menschen schwitzen an allen Körperstellen, wo sich Schweißdrüsen befinden. Schweißdrüsen kommen am ganzen Körper vor, außer an den Lippen. Besonders viele Schweißdrüsen haben wir an Händen und Füßen, Stirn, Achselhöhlen und Ellenbeugen.
Man unterscheidet Ekkrine Schweißdrüsen und Apokrine Schweißdrüsen.
Die Ekkrinen Schweißdrüsen kommen über den ganzen Körper verteilt vor und produzieren den normalen Schweiß. Apokrine Schweißdrüsen kommen dagegen nur an bestimmten Körperstellen vor (Achselhöhle, Brustwarze; Intimbereich). Sie heißen auch Duftdrüsen, weil sie pheromonartig wirkende Duftstoffe abgeben.

1.2 Was ist übermäßiges Schwitzen?

Übermäßiges Schwitzen ohne erklärende Ursache wie Hitze oder körperliche Anstrengung kann an verschiedenen Körperstellen auftreten (Hände, Füße, Achselhöhlen, Gesicht) oder am ganzen Körper. Das Fachwort für übermäßiges Schwitzen am Tag ist „Hyperhidrose“. In Deutschland sind ungefähr 1-2% der Bevölkerung von Hyperhidrose betroffen.

1.3 Schwitzen Frauen oder Männer mehr?

Anscheinend schwitzen Männer mehr und schneller als Frauen. Möglicherweise spielt hier das Hormon Testosteron eine Rolle. Oder die größere Muskelmasse bei Männern verursacht mehr Wärmeproduktion, weshalb auch mehr Abkühlung durch Schweiß nötig ist. Es gibt jedoch auch eine Untersuchung, nach der der Unterschied eher in der Körpergröße liegt. Demnach schwitzen große Menschen schneller und stärker, während kleine Menschen sich eher durch vermehrte Hautdurchblutung abkühlen.

1.4 Schwitzen Sportler /-innen oder Nichtsportler /-innen stärker?

Trainierte Sportler /-innen können im Vergleich zu Nichtsportlern /-innen ihre Körpertemperatur besser regulieren. Daher schwitzen Sie bei vergleichbarer Anstrengung schneller und mehr als die untrainierten Personen. Sportler /-innen schwitzen auch effektiver als Nichtsportler /-innen, die Funktion der Schweißdrüsen wird durch regelmäßigen Sport optimiert.

1.5 Wann schwitzen Babys?

Bei Babys funktioniert die Temperaturregulation noch nicht so gut. Grundsätzlich ist es wichtig, Säuglinge vor Auskühlung zu schützen und immer schön warm zu halten (Kleidung, Mützchen, Decken). Auf der anderen Seiten muss man Babys auch vor Überhitzung schützen.
Fühlen Sie mit ihrer Hand im Nacken des Babys nach: wenn es dort schwitzig und warm ist, sorgen Sie für Abkühlung (leichtere Kleidung, feuchter Lappen). Ist der Nacken jedoch kalt, braucht das Kind mehr Wärme.
Babys schwitzen durch warme Temperaturen, bei Anstrengung (beim Weinen, während des Stillens), in der Nacht durch lebhafte Träume, beim Autofahren in der Plastiksitzschale aber auch bei Krankheiten wie Erkältung mit Fieber.
Wenn Sie sich Sorgen machen, weil Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind ungewöhnlich stark oder viel schwitzt, sprechen Sie bitte mit dem Kinderarzt / der Kinderärztin darüber.

2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?

  • Plötzliches, starkes Schwitzen ohne bekannte Ursache
  • Wenn das starke Schwitzen ihre Lebensqualität beeinträchtigt
  • Wenn zusätzlich andere Beschwerden auftreten wie Herzklopfen, Zittern, Fieber, Schmerzen, Ängste, depressive Verstimmungen
  • Bei Nachtschweiß (starkes Schwitzen in der Nacht)

3.0 Was sind Deodorantien?

Ein Deodorant (kurz: „Deo“) enthält Substanzen, die Bakterien abtöten oder ihre Vermehrung hemmen. Dadurch wird die bakterielle Zersetzung von Schweiß verhindert. Frischer Schweiß riecht nicht, erst durch bakterielle Zersetzung von Schweiß entsteht der unangenehme Geruch. Außerdem sind in Deodorantien oft Duftstoffe enthalten, um unangenehmen Geruch zu überdecken.

3.1 Was sind Antitranspirantien?

Ein Antitranspirans soll die Schweißbildung unterdrücken. Dazu werden häufig Aluminiumsalze eingesetzt. Diese verschließen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen. Zu Beginn der Behandlung kann es Hautreizungen geben, die aber bei längerer Anwendung meist nachlassen. Am besten trägt man das Antitranspirans abends auf, allerdings nicht auf frisch rasierter Haut. Andere Wirkstoffe in Antitranspirantien sind Methenamin und synthetische Gerbstoffe.

3.2 Aluminiumsalze in der Diskussion

Eine überhöhte Aluminiumaufnahme wird mit Erkrankungen wie Alzheimer oder Brustkrebs in Zusammenhang gebracht, daher wird auch die Verwendung von Aluminiumsalzen in Antitranspirantien seit einigen Jahren kontrovers diskutiert.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat im Juli 2020 die Anwendung von Antitranspirantien mit Aluminiumchlorohydrat neu bewertet. Das Institut meint aktuell, dass gesundheitliche Risiken bei der täglichen Anwendung solcher Antitranspirantien nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand unwahrscheinlich sind. Allerdings sollen aluminiumhaltige Mittel nicht auf frisch rasierter oder verletzter Haut benutzt werden.
Wer mehr erfahren möchte, kann sich unter www.bfr.bund.de unter dem Suchbegriff „Aluminium“ die Veröffentlichungen des Instituts heraussuchen und durchlesen.

4. Ihr youpharm-Team empfiehlt:

Kinder (vor der Pubertät)

Natürlich schwitzen auch jüngere Kinder beim Toben oder bei warmem Wetter. Allerdings stinkt bei ihnen der Schweiß noch nicht so stark. Eine Verwendung von Deos oder Antitranspirantien ist in dem Alter noch nicht notwendig. Normale Körperhygiene (Waschen und Duschen) sowie regelmäßig frische Kleidung zu verwenden reicht völlig aus.

Schulkinder (ab Beginn der Pubertät)

In der Pubertät produzieren die Schweißdrüsen mehr Schweiß. Außerdem beginnen durch den Einfluss der Hormone in der Pubertät die apokrinen Schweißdrüsen (Duftdrüsen) mit der Schweißabsonderung. Normalerweise geht die starke Schweißproduktion auf ein normales Maß zurück, wenn die Pubertät vorbei ist.

Tipps für den Umgang mit verstärktem Schwitzen in der Pubertät:

  • täglich duschen und frische Kleidung anziehen
  • auch nach dem Sport direkt duschen
  • Deos oder bei starkem Schwitz-Problem Antitranspirantien benutzen
  • gegebenenfalls Achselhaare entfernen

Erwachsene

Der klassische und bewährte Wirkstoff in Antitranspirantien sind Aluminiumsalze. Es gibt verschiedene Fertigprodukte in Form von Spray oder Roll-on. Bei Hyperhidrose werden stärker konzentrierte aluminiumhaltige Antiranspirantien als Rezeptur in der Apotheke hergestellt. Die Aluminiumsalze reduzieren die Schweißabgabe, indem sie die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen. Am besten wendet man diese Produkte abends an, dann kann es über Nacht einwirken und morgens beim Aufstehen ist die abgegebene Schweißmenge schon reduziert. Das Antitranspirant wird auf die frisch gewaschene und abgetrocknete Haut (Achselhöhle oder Fuß, je nachdem wo das Problem vorliegt) aufgetragen. Dann lässt man es einziehen und trocknen, bevor man sich anzieht. So werden auch Flecken auf der Kleidung vermieden.

Eine fettfreie Salbenpaste mit dem Wirkstoff Methenamin wird als Antitranspirans bei Fußschweiß oder gegen Hand- und Achselschweiß eingesetzt. Methenamin setzt bei Anwesenheit von saurem Schweiß Formaldehyd frei. Die Salbe 1-2 mal täglich aufgetragen, aber nur solange, bis die Schweißproduktion nachlässt. Das dauert oft nur 2-3 Tage lang. Erst wenn nach einigen Wochen die Wirkung nachlässt und wieder Schweiß gebildet wird, benutzt man das Antitranspirans erneut. Die Salbenpaste kann die Haut stark austrocknen, dann kann man mit einer rückfettenden Creme oder Salbe die Haut wieder geschmeidig machen.

Auch Gerbstoffe können gegen übermäßiges Schwitzen helfen. Ein flüssiges Mittel kann als Badezusatz für Fuß- bzw. Handbäder oder in Form von feuchten Umschlägen verwendet werden. Eine Lotio (dickliche, weiße Flüssigkeit) kann äußerlich ein- zweimal täglich für mehrere Wochen aufgetragen werden.

Tabletten, die die Heilpflanze Salbei enthalten, können zur Linderung von vermehrter Schweißabsonderung eingesetzt werden. Ein Produkt enthält pro Tablette 80mg Salbeiextrakt. Erwachsene nehmen davon bei Tagesschweiß dreimal täglich 1-2 Tabletten. Bei Nachtschweiß nimmt man nur abends 1-4 Tabletten ein. Eine andere Firma produziert Tabletten mit je 300mg Salbeiextrakt. Hiervon nimmt man dreimal täglich eine Tablette.
Während der Schwangerschaft sollten keine salbeihaltigen Medikamente eingenommen werden.

5. Zusätzliche Maßnahmen

  • regelmäßige Körperpflege, waschen mit einem milden Reinigungsprodukt.
  • bei Übergewicht abnehmen
  • lockere, atmungsaktive Kleidung
  • scharfes Essen und Alkohol meiden
  • Wer bei Stress stark schwitzt kann Entspannungsmethoden wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung erlernen.

Version 1, Stand 02/2022

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.

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