Wundversorgung

1.0 Was ist eine Wunde?

Eine Wunde (englisch: wound, sore) ist eine Verletzung des Körpers. Es wird Gewebe durchtrennt (wenn man sich zum Beispiel in den Finger schneidet), es kann dabei auch Substanz verloren gehen (zum Beispiel, wenn man mit dem Messer ein Stück vom Finger abschneidet). Eine Wunde kann sowohl an der äußeren Haut als auch im Körperinneren auftreten. Meistens entstehen Wunden durch Gewalteinwirkung, sie können aber auch durch Hitze, Kälte, Chemikalien oder Strahlung entstehen.

1.1 Welche Arten von Wunden unterscheidet man?

Nach der Entstehungsart unterscheidet man
Biss- oder Kratzwunden: meist durch Tiere verursacht, diese Wunden sind besonders infektionsgefährdet und sollten unbedingt ärztlich versorgt werden.
Platzwunden: entstehen an Körperstellen, die über dem Knochen wenig gepolstert sind, wie Stirn oder Knie, bluten oft stark.
Schnittwunden: werden durch scharfkantige Gegenstände wie Schere, Messer, Scherben verursacht, haben daher glatte Wundränder.
Schürfwunden: oberflächliche Hautverletzungen, sind oft schmutzig und müssen daher besonders gut gereinigt werden.
Stichwunden: verursacht durch spitze Gegenstände wie Nadeln oder Dornen, die Wunde geht in die Tiefe und blutet nach außen oft nur wenig.
Verbrennungen: durch Einwirkung von trockener Hitze (Feuer, heiße Herdplatte) entstehen Verbrennungen, durch feuchte Hitze (Wasserdampf) Verbrühungen. Als erste Maßnahme wird die betroffene Stelle unter fließendem kalten Wasser gekühlt. Großflächige Verbrennungen gehören in ärztliche Behandlung.
Nach der Wundheilungsdauer unterscheidet man akute und chronische Wunden. Von einer chronischen Wunde spricht man, wenn die Wunde trotz guter Versorgung nicht innerhalb von vier bis zwölf Wochen abheilt.

1.2 Was bedeutet Wundversorgung?

Die fachgerechte Behandlung einer Wunde bezeichnet man als Wundversorgung. Im Rahmen der ersten Hilfe erfolgt zunächst eine provisorische Wundversorgung. Hierbei geht es hauptsächlich darum, Blutungen zu stillen und die Wunde vor weiterer Verschmutzung zu schützen.
In der Arztpraxis bzw. im Krankenhaus folgt dann die endgültige (definitive) Wundversorgung. Diese beinhaltet schmerzstillende Maßnahmen, die Desinfektion und Reinigung der Wunde, gegebenenfalls operative Wundbehandlung, bei Bedarf Entfernung von Fremdkörpern, Verschluss der Wunde zum Beispiel durch Nähen oder Klammern, Abdecken mit Verbandmaterial, Tetanus-Impfung und Antibiotika, wenn erforderlich.

2. Wann muss man zum Arzt oder zur Ärztin gehen?

  • Bei größeren, offenen Verletzungen
  • Bei infizierten Wunden (Eiter, Fieber, Schwellung benachbarter Lymphknoten)
  • Bei Wunden mit Anzeichen einer Entzündung (Rötung, Schwellung, Hitzegefühl, Schmerzen)
  • Wenn die Möglichkeit innerer Verletzungen besteht
  • Wenn die Wunde stark blutet (Druckverband anlegen und sofort Arzt, Ärztin bzw. Krankenhaus aufsuchen)
  • Wenn kein ausreichender Tetanus-Impfschutz mehr vorhanden ist oder wenn der Impfstatus unklar ist (wenn vorhanden, Impfpass mitnehmen)
  • Bei Bisswunden, egal ob von Tieren oder Menschen
  • Patienten/-innen mit verringerter Blutgerinnung (bei Bluterkrankheit oder Behandlung mit Gerinnungshemmern)
  • Wenn bettlägrige Patienten /-innen Wunden an den aufliegenden Körperstellen bekommen (Dekubitus)
  • Alle chronischen Wunden gehören unbedingt in fachgerechte ärztliche und pflegerische Behandlung!

3.0 Was ist Wundheilung?

Wundheilung (englisch: Wound healing, tissue repair) ist ein natürlicher biologischer Vorgang, den unser Körper ganz von alleine bewerkstelligen kann. Bei der Wundheilung wird die Wunde verschlossen und das verletzte Gewebe repariert oder durch Narbengewebe ersetzt. Wir selbst bzw. der Arzt / die Ärztin und die Pfleger /-innen haben die Aufgabe, optimale Bedingungen für den Ablauf der Wundheilung zu schaffen.

3.1 Phasen der Wundheilung

Die Heilung von Wunden verläuft immer in drei Phasen. Diese Phasen überlappen sich jedoch zeitlich. Bei der Wundbehandlung richtet man sich danach, welche Phase gerade am stärksten ausgeprägt ist.

  1. 1. Exsudationsphase (Reinigungsphase): Der Begriff „Exsudat“ bezeichnet die Flüssigkeit, die aus der Wunde austritt, das Wundsekret. Zuerst bildet sich im Wundspalt durch Blutgerinnung ein Pfropf. Dann wandern Zellen des Immunsystems in das Wundgebiet ein. Sie bekämpfen Krankheitserreger und reinigen die Wunde.
  2. 2. Granulationsphase: Das Exsudat wird weniger. Vom Wundgrund und von den Rändern her wird neues Gewebe gebildet, um die Wunde wieder aufzufüllen. In dieser Phase ist die Wunde rot und kann bei mechanischer Belastung leicht anfangen zu bluten. Daher muss man jetzt besonders auf die Wundruhe achten.
  3. 3. Epithelisierungsphase: Auf der Wunde wachsen Epithelzellen, es bildet sich eine neue Hautoberfläche. Die Wunde schrumpft. Das Narbengewebe wird fester. Die Wunde schließt sich einerseits durch die Schrumpfung und andererseits durch die Neubildung von Narbengewebe.

3.2 Woran erkennt man eine Wundentzündung?

Wenn eine Wunde sich entzündet, merkt man das an einer Rötung der betroffenen Stelle, an einer Erwärmung bzw. Hitzegefühl im Bereich der Wunde, an einer Schwellung, an Schmerzen und an Einschränkungen der Funktion also der Beweglichkeit. Deutliche Alarmzeichen sind auch Fieber, Eiterbildung oder ein fauliger Geruch der Wunde. Wenn Anzeichen einer Wundentzündung auftreten, sollten Sie die Wunde unbedingt sofort ärztlich untersuchen lassen!

4.0 Wundversorgung

4.1 Reinigung und Desinfektion

Bei Wunden besteht die Gefahr, dass über die verletzte Haut Krankheitserreger in das Körperinnere gelangen und sich dort vermehren und Schaden anrichten. Auch ganz kleine Verletzungen können auf diese Weise als Eintrittspforte für Krankheitserreger dienen.
Daher ist es wichtig, verschmutzte Wunden sofort unter fließendem Wasser zu reinigen. Noch besser wäre sterile Kochsalzlösung oder Ringerlösung zum Ausspülen der Wunde geeignet.
Zur unterstützenden antiseptischen Wundbehandlung gibt es eine farblose Lösung mit den desinfizerenden Wirkstoffen Octenidin und Phenoxyethanol. Das Mittel ist als Spray oder als Wundgel erhältlich. Die Wunde wird vollständig mit dem Mittel benetzt. Dann wird eine Einwirkzeit von mindestens 1-2 Minuten abgewartet, bevor bei Bedarf ein Verband angelegt wird.
Alternativ kann man zur antiseptischen Wundbehandlung den Wirkstoff Povidon-Iod einsetzen. Es gibt das Mittel als Salbe oder Lösung. Beides ist durch das darin enthaltene Iod dunkelbraun gefärbt (Achtung: Flecken auf der Kleidung sind möglich). Bei Iodüberempfindlichkeit oder Schilddrüsenerkrankungen darf es nicht verwendet werden. Die Einwirkzeit beträgt bei talgdrüsenarmer Haut eine Minute, bei talgdrüsenreicher Haut (z.Bsp. Kopfhaut, Stirn, Achsel, Genital- und Analregion) zehn Minuten.

4.2 Wundabdeckung mit Verbandmaterial

4.2.1 Trockene Wundversorgung

Die althergebrachte trockene Wundversorgung eignet sich für die Wundbehandlung im Rahmen der Ersten Hilfe. Grundsätzlich können auch primär heilende Wunden trocken versorgt werden. Das sind Wunden mit glatten, eng anliegenden Wundrändern. Die Wunde muss infektionsfrei sein. Bei einer trockenen Wundversorgung muss der Wundverband oft gewechselt werden (mindestens einmal täglich), um Infektionen vorzubeugen.

  • Mullkompressen, gibt es in verschiedenen Größen (5x5cm, 7,5×7,5cm, 10x10cm) und je nach Bedarf steril oder unsteril, Mullkompressen sind weich und saugfähig.
  • Vlies-Kompressen sind ebenfalls weich und saugfähig, aber dicker als Mullkompressen, wodurch sie die Wunde zusätzlich abpolstern.
  • Mullbinden sind zum Wickeln da und dienen der Befestigung von Kompressen. Es gibt sie in verschiedenen Breiten (4, 6, 8, 10, 12cm). Sie sind einzeln oder in Vorratspackungen erhältlich.
  • sterile Pflaster, sind einzeln oder zu mehreren Stück steril verpackt und in verschiedenen Größen erhältlich. Sie sind geeignet für die Versorgung von kleineren OP-Wunden und zur sterilen Wundversorgung im Rahmen der Ersten Hilfe.
  • unsterile Pflaster, gibt es zum Zurechtschneiden oder als fertige Streifen. Es gibt hautfreundliche, wasserfeste oder elastische Varianten. Solche Pflaster braucht man zur Behandlung von kleineren Bagatellverletzungen. Sie gehören in die Hausapotheke, in die Reiseapotheke, in die Küche, die Werkstatt und in die Handtasche.
  • Klammerpflaster verwendet man bei Wunden mit glatten Rändern (Schnittwunden). Solche Klammerpflaster sind zugfest, entlasten die Wundränder und ermöglichen den Abfluss von Wundsekret.

4.2.2 Feuchte Wundversorgung

Heute weiß man, dass viele Wunden unter feuchten Bedingungen besser heilen. Das gilt besonders für chronische Wunden (das sind Wunden, die nach vier bis zwölf Wochen immer noch nicht abgeheilt sind). Sogenannte hydroaktive Wundauflagen wirken regulierend auf die Feuchtigkeitsmenge in der Wunde. Das heißt, die Wundauflage nimmt Wundsekret auf, ohne die Wunde dabei ganz auszutrocknen. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Art von Verbandmaterial nur selten mit der Wunde verklebt und daher die Wunde beim Verbandwechsel nicht verletzt wird. Außerdem muss so ein Verband nicht so häufig gewechselt werden, wie trockene Verbände.

  • Wundauflagen aus Calciumalginat, sind sehr saugfähig, die aufgenommene Flüssigkeit wird in ein Gelgerüst eingebunden. Solche Auflagen sind besonders in der Reinigungsphase geeignet und für stark nässende Wunden.
  • Wundauflagen aus Hydrofasern (Carboxymethylcellulose), sind ebenfalls sehr saugfähig und binden die Flüssigkeit unter Bildung eines Gels. Daher eignen sie sich für Wunden in der Reinigungsphase und stark nässende Wunden.
  • Hydrokolloide Wundauflagen, nehmen Wundflüssigkeit auf und bilden dabei ein Gel. Das Gel kann gelblich gefärbt sein und sieht wie eine Blase unter dem Pflaster aus. Wenn das Gel keine weitere Flüssigkeit aufnehmen kann, löst sich der Rand des Pflasters und ein Verbandwechsel steht an. Geeignet sind Hydrokolloide für leicht bis mäßig sezernierende, oberflächliche Wunden, die nicht infiziert sind. Auch Blasenpflaster zur Behandlung von Blasen am Fuß und Herpes-Patches zur Behandlung von Lippenherpes sind solche Hydrokolloid-Pflaster.
  • Hydrogele, gibt es als Kompressen oder als Gel in der Tube oder Spritze. Sie sind geeignet für trockene Wunden wie zum Beispiel Brandwunden, weil sie Feuchtigkeit spenden. Auch bei leicht sezernierenden Wunden kann man Hydrogele einsetzen.
  • Schaumverbände aus Polyurethan, haben eine hohe Saugfähigkeit. Der Schaumverband polstert die Wunde und schützt sie so vor mechanischer Belastung. Sie eignen sich für stark bis mäßig sezernierende Wunden.

4.2.3 Beschichtete und wirkstoffhaltige Wundauflagen

  • Fettbeschichtete Wundauflagen verkleben nicht so leicht mit der Wunde. Das erleichtert den Verbandwechsel. Die Wundfläche und Wundränder trocknen nicht aus und bleiben geschmeidig. Es gibt Auflagen, die mit reiner Vaseline beschichtet sind. Andere Auflagen sind mit einer neutralen Salbenmasse beschichtet. Es gibt auch Auflagen mit einer Paraffin-Beschichtung.
  • Silikonbeschichtete Auflagen verhindern aufgrund ihrer Beschichtung ebenfalls ein Verkleben mit der Wunde.
  • Silber ist als keimtötender Zusatz in verschiedenen Wundauflagen enthalten. Es gibt unter anderem silberbeschichtete Pflaster, Kompressen, Hydrokolloidverbände, Alginatauflagen, Aktivkohleauflagen und Schaumverbände. Die Silberionen haben eine breite Wirkung gegen viele verschiedene Bakterienarten und Pilze. Daher werden silberhaltige Verbände bei infizierten Wunden eingesetzt.
  • Povidon-Iod ist ein keimtötendes Mittel, das bei infektionsgefährdeten oder bereits infizierten Wunden zum Einsatz kommen kann. Es gibt Wundgaze, die mit Povidon-Iod-Salbe beschichtet ist. Menschen mit Iod-Allergie oder Schilddrüsenüberfunktion dürfen dieses Mittel nicht benutzen.
  • Aktivkohlekompressen reduzieren unangenehmen Geruch bei übel riechenden Wunden und binden Schadstoffe und Bakterien.

4.2.4 Sprühpflaster

Sprühpflaster eignet sich für kleine Schnitt- und Schürfwunden. Nach dem Aufsprühen bildet sich ein schützender Film über der Wunde. Dieser Film ist flexibel, wasserdicht aber atmungsaktiv. Mehrfaches Aufsprühen macht den Film stabiler.

4.3 Homöopathie

In der Behandlung von Wunden können auch homöopathische oder anthroposophische Mittel unterstützend eingesetzt werden. Zur Reinigung und Erstversorgung von offenen Wunden kann man zum Beispiel eine flüssige Essenz der Heilpflanze Calendula (Ringelblume) benutzen. Für Wundverbände und Spülungen nimmt man 1-2 Teelöffel Calendula-Essenz verdünnt in 250ml abgekochtem Wasser. Eine Wundsalbe mit Calendula kann man zur Behandlung von Schürfwunden und kleineren Schnittverletzungen verwenden.

4.4 Narbenpflege

Wenn nach der Wundheilung optisch störende Narben zurückbleiben, versucht man durch Pflege und Nachbehandlung der Narbe ein besseres Erscheinungsbild zu erreichen. Vollständig verschwinden wird eine Narbe jedoch nicht, denn das Narbengewebe ist anders als das ursprüngliche Gewebe vor der Verletzung. Man kann aber erreichen, dass Narben flacher, weicher und glatter werden. Dunkle und rote Narben können heller werden. Juckreiz und Schmerzen im Narbenbereich können durch gute Pflege gelindert werden.
In der Narbenpflege hat sich die Küchenzwiebel (Allium cepa) als Heilpflanze bewährt. Ein Gel, das Küchenzwiebel, Heparin und Allantoin enthält wird auf geschlossene Narben 2x täglich aufgetragen. Die Behandlung soll mindestens 3 Monate lang durchgeführt werden.
Auch silikonhaltiges Gel kann zur Narbenpflege eingesetzt werden. Es hält die Feuchtigkeit in der Haut und verringert so eine überschüssige Kollagenbildung, die zu dicken Narben führt.

5. Was tun bei wundem Windelpo?

Im Windelbereich ist die Haut oft feucht. Dadurch kommt es leicht zu Hautreizungen und Rötungen. Auch Pilzinfektionen werden durch die Feuchtigkeit und Wärme im Windelbereich begünstigt. Babyhaut ist dünner als die Haut von Erwachsenen und dadurch auch empfindlicher.
Zur Vorbeugung empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Achten Sie darauf, die Windel immer sofort zu wechseln, wenn sie voll ist.
  • Reinigen Sie die Haut beim Windelwechsel schonend, aber gründlich.
  • Trocknen Sie den Po immer gründlich ab. Eventuell lauwarm föhnen.
  • Pflegen Sie die Haut anschließend mit einer geeigneten Pflegecreme.
  • Lassen Sie Luft an die Haut. Wenn es ihnen möglich ist, lassen Sie das Kind ruhig ein Weilchen im warmen Raum nackt strampeln oder krabbeln.
  • Verwenden Sie kein Puder. Puderkörnchen verklumpen bei Feuchtigkeit, sie können kratzen und die Haut zusätzlich reizen.

Wenn der Po dann doch mal wund ist, eignen sich zur Behandlung Salben mit Inhaltsstoffen wie Dexpanthenol (fördert die Wundheilung), Zinkoxid (wirkt austrocknend) oder Nystatin (bekämpft Hefepilze). Auch Heilpflanzen wie Hamamelis oder Calendula (Ringelblume) können eingesetzt werden. Als alternative Behandlungsmöglichkeit kommt auch der Einsatz von Heilwolle in Frage. Das ist Schafwolle, die so schonend gereinigt wurde, dass sie das natürliche Lanolin noch enthält. Diese Heilwolle legt man beim Windelwechsel in die frische Windel hinein. Dadurch wird die Haut gepflegt.
Bei schweren Symptomen wie Hautrisse, Schuppung oder Pusteln, wenn ihr Baby schlimme Schmerzen hat oder wenn trotz guter Pflege der Po nicht bald heil wird, gehen Sie bitte mit dem Kind zum Kinderarzt oder zur Kinderärztin.

Version 1, Stand 01/2022

Bei Rückfragen können Sie sich gerne an Karin Krümmel wenden.

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